Modul 5: Selbstführungstagebuch (Reflexion als Steuerung)

Systemfunktion: Mustererkennung, emotionale Entladung, Systemintelligenz

Ziel: Tägliche & wöchentliche Selbstklärung, um aus Verhalten Erkenntnis – und aus Erkenntnis Führung zu erzeugen

Einleitung: Warum ein Führungstagebuch statt Selbstoptimierungstagebuch

Die meisten Journals verkommen zu Motivationsritualen oder Affirmations-Blöcken. Das mag kurzfristig wirken – aber langfristig bleiben viele hängen in Selbstbetrug, Schönschreiben oder Belohnungssucht.

Das Selbstführungstagebuch funktioniert anders. Es ist kein Lobinstrument, sondern ein Spiegel. Kein Pflichtmechanismus, sondern ein mentaler Führungsraum, in dem du dein Verhalten, deine Reaktion und deine Bedürfnisse mit maximaler Klarheit siehst.

Es zielt auf eine Funktion ab:

Wie bleibe ich unter realen Bedingungen steuerbar?

Teil 1 – Die tägliche Mikroreflexion (3 Sätze, 3 Minuten)

Täglicher Ablauf – Abends nach dem Abendkern

Fragen (schriftlich oder gesprochen):

  1. Was habe ich heute geführt?

    → Wann habe ich bewusst entschieden, gesteuert, geantwortet statt reagiert?
  2. Was habe ich kompensiert?

    → Wo habe ich zugemacht, kontrolliert, betäubt, verdrängt?
  3. Was hätte ich gebraucht?

    → Was wäre für mein System hilfreich gewesen – körperlich, emotional, sozial?

Warum es wirkt:

  • Du erkennst dein inneres Navigationsverhalten, nicht nur deine Aufgaben
  • Du differenzierst zwischen Reaktion & Führung
  • Du machst Selbstsabotage sichtbar, ohne dich zu entwerten
  • Du trainierst emotionale Intelligenz UND Handlungsklarheit

Ort der Durchführung:

  • Physisch: Notizbuch mit drei Linien pro Tag
  • Digital: Notion-Vorlage, App (z. B. Reflectly, DayOne)
  • Audio: 60 Sekunden Sprachnotiz täglich (ideal für unterwegs)

Teil 2 – Die wöchentliche Metareflexion (10–15 Min, Sonntag)

Ziel:

Aus täglichen Einträgen Muster erkennen und Systemkomponenten verbessern

Ablauf – jeden Sonntag (nach Modul 2: Wochenplanung):

  1. Was wiederholt sich in den letzten Tagen?

    – Immer dieselben Trigger?

    – Dieselben Reaktionen oder Ausweichstrategien?
  2. Was erkenne ich über mein System?

    – Habe ich genug Regeneration eingebaut?

    – Gibt es Module, die ich unbewusst meide?
  3. Was passe ich nächste Woche an?

    – Fester Fokus-Shift (z. B. mehr Mobilität, weniger Outputdruck)

    – Neue Strukturkomponente (z. B. Montag als reiner Rückbindungstag)

Teil 3 – Integration mit I-900 Modulen

FrageVerbindung zu Kapitel/Modul
„Was habe ich geführt?“→ Fokusblock (Kap. 5), Entscheidungsfilter (Kap. 4), STOP-Technik (Kap. 1)
„Was habe ich kompensiert?“→ Schattenarbeit (Kap. 7), emotionale Reaktionen (Kap. 1)
„Was hätte ich gebraucht?“→ Körper-Scan (Kap. 2), Verbindungsmoment (Kap. 3), Sinnimpuls (Kap. 4)

Du erkennst: Das Tagebuch ist kein Zusatz, sondern das verbindende Systemgewebe zwischen allen Modulen.

Teil 4 – Praxisbeispiele

Beispiel 1 – Tageseintrag (Text oder Audio)

„Ich habe heute bewusst mein Telefon ignoriert, um den Fokusblock durchzuziehen. Das war Steuerung.

Ich habe gegen Nachmittag Süsses gegessen, obwohl ich nicht hungrig war – klarer Kompensator.

Ich hätte heute eigentlich einen Resonanzmoment gebraucht, habe mich aber zurückgezogen.“

Beispiel 2 – Wöchentliche Erkenntnis

– „Ich sehe, dass ich an 4 Tagen mich innerlich isoliert habe.“

– „Flow kommt nur nach Bewegung – das plane ich bewusst für nächste Woche vor dem Fokusblock.“

– „Meine Schattenmomente kreisen um Kontrolle – ich will mehr innere Beweglichkeit trainieren (Open Monitoring).“

Teil 5 – Integration in App- & Trackingstruktur

  • In TickTick: Tägliche Aufgabe „Selbstführungstagebuch“ mit 3 Fragen als Subtasks
  • In STREAKS: Gewohnheit „3-Satz-Check abends gemacht“
  • In Habitica: Daily Task mit Belohnung „+20 XP für Reflexion“
  • In Notion/Obsidian/Journal: eigene Vorlage mit 3 Textfeldern oder Checkboxen

Optional:

  • Verknüpfe Reflexion mit Tracking-Modul (Modul 4) → z. B. ergänze Stimmung & Energie mit Reflexionsquote
  • Richte dir Reminder: 21:30 Uhr täglich, Sonntag 18:00 Uhr wöchentliche Reflexion

Teil 6 – Psychologischer Hintergrund

  • Metakognition: Du trainierst dein Gehirn, sich selbst zu beobachten
  • Selbstwirksamkeit: Du erkennst Handlungsspielräume, auch nach Rückschlägen
  • Emotionsregulation: Schreiben + Benennen reduziert Amygdala-Aktivierung
  • Integration: Du verbindest Module in dir – kein Tool steht isoliert

Zusammenfassung:

Das Selbstführungstagebuch ist:

  • klar (3 Fragen, 3 Minuten)
  • tief (jede Frage öffnet echte Bewusstheit)
  • verbindend (zwischen Systemmodulen, Tagen & Mustern)

Es ist nicht „Tagebuch schreiben“ – es ist: „Mein System verstehen. Täglich. Echt. Kurz.“

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