Systemfunktion: Bewusste Rollennavigation, Identitätsabgrenzung, emotionale Entlastung
Ziel: Klarheit darüber, welche Rolle du gerade verkörperst, wo du funktionierst statt verkörperst, und wie du wieder in dein zentriertes Ich zurückkehrst.
Einleitung: Rollen sind Werkzeuge – keine Identität
Du bist kein statisches Ich. Du bist ein dynamisches System aus Rollen, Kontexten und Zuständen.
Du bist Partner. Du bist Führungskraft. Du bist Sohn, Tochter, Unternehmer, Freund, Rebell, Fürsorger.
Aber du bist keine dieser Rollen allein.
Problem: Viele Menschen verwechseln ihre aktuellen Rollen mit ihrem inneren Selbst. Sie identifizieren sich zu stark, verlieren ihre Klarheit, ihre emotionale Tiefe, ihre Differenzierung.
Sie funktionieren – aber sie verkörpern sich nicht mehr.
Dieses Modul macht Schluss mit unbewusster Rollenübernahme. Es bringt dich zurück in freie Rollenführung – als bewusste Entscheidung, nicht als Automatismus.
1×/Woche: Rollenclearing & Ausdrucksfilter (20 Minuten)
A. Der Rollenclearing-Prozess – 3 Fragen
1. Welche Rollen habe ich diese Woche sichtbar getragen?
Liste alle Rollen auf, die du aktiv gelebt hast – beruflich, privat, mental.
Beispiele:
- Führungskraft
- Mentor
- Fürsorglicher Vater
- Unabhängiger Einzelgänger
- Überwacher
- Performer
- Unsichtbarer Helfer
Ziel: Du erkennst, wie viele Masken du im Einsatz hattest – und ob du sie freiwillig getragen hast.
2. In welcher Rolle bin ich aktuell überidentifiziert?
Hier geht es darum, welche Rolle dein Ich dominiert hat – nicht nur in Verhalten, sondern auch in Denken und Fühlen.
Beispiele:
- „Ich denke nur noch in Leistung und Kontrolle.“
- „Ich bin nur noch fürsorglich, aber nicht mehr wahrnehmbar als Individuum.“
- „Ich versuche, perfekt zu sein – ohne Schwäche zuzulassen.“
Diese Frage ist unangenehm – und genau deshalb transformierend.
3. Was bräuchte ich, um wieder „ich selbst“ zu sein?
Was muss ich fühlen, ausdrücken, unterbrechen, aussprechen, um mich wieder entrollt zu erleben?
Beispiele:
- „Ich will 30 Minuten nichts leisten müssen – einfach nur atmen.“
- „Ich brauche Berührung, ohne Aufgabe.“
- „Ich will mich selbst nicht managen – nur fühlen.“
Diese letzte Frage bricht das Gefängnis der Funktion. Sie ist der Einstieg in emotionale Selbstbefreiung.
B. Ausdrucksfilter – Welche deiner Haltungen kommen nie raus?
Zusätzlich führst du eine Reflexion durch:
Welche inneren Qualitäten oder Haltungen unterdrückst du systematisch – weil sie nicht in deine Rolle passen?
Haltung | Verdrängt durch Rolle als… |
Sanftheit | …Führungskraft mit Autoritätsanspruch |
Klarheit | …Fürsorger, der nicht verletzen will |
Leidenschaft | …Rationalist oder Analyst |
Humor | …Sachlicher Entscheider |
Wut | …Spiritueller Vermittler |
Unsicherheit | …Mentor, Coach, Therapeut |
Ziel: Wieder Zugriff auf das ganze emotionale Farbspektrum.
Diese unterdrückten Haltungen sind verdrängte Identitätsanteile. Wenn du sie nicht zulässt, entsteht chronische Spannung, emotionale Leere, inneres Misstrauen gegen dich selbst.
Umsetzung: Der Rollenclearing-Workflow
Schritt | Inhalt | Dauer |
Reflexion (schriftlich / Audio) | 3 Fragen + Ausdrucksfilter | 10–15 Min |
Mini-Handlung | 1 bewusstes Gegenverhalten am nächsten Tag (z. B. Rolle switchen, Haltung ausdrücken) | 5 Min Vorbereitung |
Tipp: Koppel diese Reflexion mit einem Spaziergang, Journaling oder körperlichem Entrollen (Stretch, Atmung, Musik).
Wirkung: Was passiert durch bewusstes Rollenclearing?
- Emotionale Entlastung: Du lässt Masken fallen, ohne Funktion zu verlieren
- Selbstkohärenz: Du wirst wieder spürbar – für dich und andere
- Soziale Klarheit: Andere können dich klarer lesen, Vertrauen steigt
- Führungsqualität: Du agierst, statt zu reagieren – besonders in Beziehungen & Teams
- Kreativität & Ausdruck: Deine unterdrückten Haltungen kommen zurück ins System
Messmethoden
Messwert | Methode |
Anzahl bewusster Rollenclears / Monat | Ziel: 4×/Monat, jeweils mit schriftlichem Eintrag |
Selbst- vs. Rollenidentifikation (1–10) | 1 = Ich bin frei & echt / 10 = Ich funktioniere nur noch |
Zusatz:
– Trage dein aktuelles Ich-Gefühl in 3 Wörtern ein („klar, getrieben, starr“)
– Mache das auch vor und nach der Reflexion → du wirst oft eine sofortige Verschiebung spüren
Integration ins System I-900
Modul/Verbindung | Bedeutung |
Kap. 6 – Modul 1 | Die 4 Identitätsachsen liefern die Tiefe → Rollenclearing die Dynamik |
Kap. 7 – Modul 5 | Selbstführungstagebuch kann täglich Hinweise liefern auf Rollenverzerrung |
Kap. 5 – Modul 2 | Schöpfungseinheit ist idealer Ort, um unterdrückte Haltung auszudrücken |
Kap. 3 – Modul 3/5 | Gespräche & Beziehungspflege sind Bühne für neue Rolle oder echte Haltung |
Psychologischer Tiefenbezug
- Role Enmeshment (Carl Jung, James Masterson):
Überidentifikation mit einer einzigen Rolle führt zu fragmentierter Identität - Embodiment Psychology (Cuddy, Niedenthal):
Verkörperung = Identitätsausdruck → wird unterdrückt, wenn du zu funktional agierst - Emotionale Dekohärenz:
Unterdrückung innerer Haltungen erzeugt somatische Spannungen, psychische Leere, Leistungseinbruch - Systemisches Reframing:
Rollen sind Kontexte → nicht Wesen. Du kannst sie bewusst wählen, wechseln oder verlernen
Zusammenfassung:
Du bist nicht deine Rolle.
Du bist der, der sie führen kann. Oder fallen lassen.
Rollenclearing = mentale Befreiung bei voller Systemverantwortung.
YouTube-Videos
1. Alan Watts – “The Role vs. The Self”
Inhalt: Tiefenpsychologische Betrachtung über die Masken des Selbst, Rollenillusionen und Identitätsverwechslung
Dauer: ca. 10 Minuten
Link: YouTube – Alan Watts on Roles and Identity
Warum relevant:
Watts erklärt, wie wir durch Rollen „gespielt werden“, anstatt sie zu spielen – und wie das zu Entfremdung führt.
2. The Holistic Psychologist – “How To De-Role Yourself”
Inhalt: Praktische Anleitung zur Loslösung von überidentifizierten sozialen Rollen (z. B. Helfer, Controller, Perfektionist)
Dauer: ca. 12 Minuten
Link: YouTube – De-Role Yourself
Warum relevant:
Konkrete Strategien und Übungen zur Rückkehr ins echte Selbst – besonders alltagstauglich und emotional zugänglich.
Artikel
1. Psychology Today – “The Role Trap: When Who You Are Is What You Do”
Inhalt: Analyse, warum Menschen sich mit Rollen identifizieren und wie das psychisch und sozial wirkt
Link: Psychology Today – The Role Trap
Warum relevant:
Zeigt Gefahren von Identitätsverwechslung und Wege zur gesunden Abgrenzung.
2. Existential Coaching – “Functioning vs. Embodying: Leading from Wholeness”
Inhalt: Coaching-orientierte Perspektive auf Rollenbewusstsein, Teilidentitäten und systemisches Entrollen
Link: Existential Coaching – Functioning vs Embodying
Warum relevant:
Unterscheidet präzise zwischen Funktionieren und Verkörpern – essenziell für echte Selbstführung.